Die Spuren dieser überregional bedeutsamen Ereignisse werden nun zum 500. Jubiläum der Reformation wieder sichtbar gemacht. „Bürger, Pfarrer, Professoren - St. Marien in Frankfurt (Oder) und die Reformation in Brandenburg“ lautet der Arbeitstitel des groß angelegten Ausstellungs- und Restaurierungsprojektes, das von der Stadt und der Evangelischen Kirchengemeinde Frankfurt (Oder) gemeinsam getragen wird. Die Ausstellung verknüpft die Aktivitäten des Landes Brandenburg und der Evangelischen Landeskirche zum Reformationsjubiläum und soll gemeinsam mit der zentralen Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) eine überregionale Erschließung des Themas „Reformation in Brandenburg“ leisten. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die historische Pfarr- und Universitätskirche St. Marien mit ihren spätmittelalterlichen und reformationszeitlichen Kulturschätzen. An keinem anderen Ort in der 1945 schwer zerstörten Stadt kann man die mittelalterliche und reformationszeitliche Bedeutung Frankfurts als einem geistigen und kulturellen Zentrum, das über Brandenburg hinaus strahlte, noch so anschaulich nachvollziehen wie in der Marienkirche mit ihrer grandiosen Architektur. Berühmt sind die 2002 aus der ehemaligen Sowjetunion zurückgekehrten mittelalterlichen Glasmalereien. Weit weniger bekannt, aber ebenso bedeutend, ist die übrige Ausstattung, die ausgelagert die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs überlebte und sich heute in der Gertraudenkirche befindet: Altäre, Skulpturen, Goldschmiedewerke, mittelalterliche Handschriften und reformationszeitliche Drucke sowie ein großer Bestand an spätmittelalterlichen und reformationszeitlichen Epitaphgemälden für bedeutende Frankfurter Bürger. Ausgeführt von dem kurfürstlichen Hofmaler Michael Ribestein offenbaren etwa die reformationszeitlichen Epitaphien das Ringen des Künstlers um neue ‚protestantische‘ Ausdrucksformen ebenso wie die Gedanken, religiösen Hoffnungen und Bekenntnisse ihrer Auftraggeber. Mit den Epitaphien, d. h., Werken, die ausdrücklich dem Gedächtnis der Verstorbenen gewidmet waren und oftmals deren Porträts tragen, blieben ihre Stifter gegenwärtig im Kirchenraum und damit in der Mitte der Stadtgemeinschaft. Gemeinsam mit den anderen Ausstattungsstücken bilden die Epitaphgemälde heute einen kulturellen Erinnerungsschatz von einer weit über Frankfurt hinausreichenden Bedeutung.