Die Ausstellung wird an drei Standorten zu sehen sein: in der Stadt- und Universitätskirche St. Marien, der Gertraudenkirche und dem städtischen Museum Viadrina. Aufmerksamkeit soll aber auch für weitere historische Orte im Frankfurter Stadtraum geschaffen werden: Angedacht ist eine Markierung und informative Erschließung wichtiger Gebäude des Mittelalters und der Frühen Neuzeit wie die Kirchen und das Rathaus. Die Ausstellung will die historischen Vorgänge und städtischen Verhältnisse des Spätmittelalters und der Reformationszeit in Frankfurt aus einer personengeschichtlichen Perspektive schildern. Im Fokus stehen wichtige Personen aus der Frankfurter Bürgerschaft und dem Universitätsleben – eben jene, die sich mit der Stiftung von Epitaphien verewigten oder auf andere Weise mit dem Frankfurter Reformationsgeschehen und auch der Marienkirche und ihren Kulturgüterbeständen verbunden sind. Viele dieser Kunstwerke waren bisher für die Öffentlichkeit kaum zugänglich. Obendrein ist ein Großteil des Kunstbestandes in einem sehr schlechten konservatorischen Zustand gewesen, den Folgen des Zweiten Weltkriegs geschuldet. So waren viele der Gemälde provisorisch mit Japanpapier beklebt, um die sich lösenden Schichten ihrer Bemalung vor dem Abfallen und damit dem endgültigen Verlust zu bewahren. Die kunstvoll geschnitzte Bekrönung des mittelalterlichen Hochaltares, der einst der zweitgrößte Ostmitteleuropas war (nach dem berühmten Marienaltar von Veit Stoss in Krakau), lag seit 1945 in Stücken. Das Projekt zum Reformationsjubiläum ermöglichte die einmalige Chance, diese Werke zu retten, zu restaurieren und zu erschließen und sie so in das Gedächtnis Frankfurts und der Öffentlichkeit zurückzuholen. Deshalb waren dem Ausstellungsprojekt ein umfangreiches Restaurierungsprojekt und eine Spendenaktion zu dessen Finanzierung vorgeschaltet. Die Spendenaktion, die bereits im Vorfeld der Ausstellung mit bürgerschaftlichem Engagement auch einen Identifizierungsprozess mit dem kulturellen Erbe der Frankfurter Marienkirche gewinnen konnte, wurde unterstützt von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Oder-Spree. In Frankfurt (Oder) besteht in besonderem Maße die Chance, die Reformation als ein wesentlich stadtbürgerlich geprägtes Ereignis nicht nur historisch zu erforschen, sondern auch auf ihr Anknüpfungspotential für heutige städtische Gesellschaften zu überprüfen. So ist zu fragen: Wie gehen wir heute – Kirchengemeinde und säkulare Stadtgesellschaft gemeinsam – mit einem zentralen Kirchengebäude um, das für das Erscheinungsbild und die historische wie gegenwärtige Identität der Stadt prägend ist? Welche Nutzungs- und Identifikationsprozesse und welche Erinnerungskulturen verbinden sich damit?