viadrina01 kDas Junkerhaus in der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Straße bietet einen geschichtsträchtigen Rahmen für das Ausstellungsprojekt. Das Gebäude selbst wurde unter Einbeziehung eines mittelalterlichen Patrizierhauses errichtet, war im 16. Jahrhundert unter anderem im Besitz der Familie Wins und auch Wohnhaus des Generalsuperintendenten Andreas Musculus, Hauptakteure im Frankfurt (Oder) der Reformationszeit. Das Museum Viadrina, welches 1957 in die Räume des Junkerhauses zog, zeigt neben Objekten der ständigen Sammlung Leihgaben aus der Marienbibliothek, dem Stadtarchiv, aber auch aus Sammlungen und Archiven deutschlandweit.

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„Frankfurt als Metropole in der Mark Brandenburg“, so der einleitende Abschnitt der Ausstellung, in dem der Besucher von der Bedeutung der Stadt Frankfurt (Oder) um 1500 erfährt. Manch einer mag überrascht sein, was für ein wichtiges Handels- aber auch kulturelles und geistiges Zentrum die Stadt einst darstellte. Um das Stadtmodell, das die Bebauung von 1550 wiedergibt, entfaltet sich die Sektion zu „Stadtstruktur, religiöses und soziales Leben“, in der neben dem christlichen Leben auch die jüdische Gemeinde betrachtet wird.

Eine Etage höher, durch die herrschaftlichen Räume des Hauses, beschäftigt sich „Das humanistische Frankfurt“ unter anderem mit der Universitätsgeschichte. Die Viadrina wurde 1506 gegründet und bezeugt damit nicht nur die Bedeutsamkeit der Stadt, sondern lockte auch bedeutende Personen des humanistischen Lebens an. Ebenso als Zentrum des Buchdrucks, das viele heute noch erhaltene und in der Ausstellung zu betrachtende Schriften hervorbrachte, war Frankfurt an der Oder über seine Grenzen hinaus bekannt.

Im zweiten Obergeschoss des Junkerhauses konzentriert sich das Museum Viadrina auf das Leitthema der Ausstellung, die Reformation. Wer waren die Akteure? Wer dagegen? Wie konnte sich die neue Glaubensrichtung durchsetzen? Der Bogen spannt sich über das gesamte Bistum Lebus, dem Frankfurt und auch Fürstenwalde mit seinem Dom und der Marienwallfahrtsort Göritz zugehörig waren. Mit der Geschichte, Ausstattung und Restaurierungsgeschichte der Marienkirche wird die Brücke zum Ausstellungsort St. Marien im Stadtzentrum geschlagen und lädt ein, diese und den sie umgebenden Stadtraum zu erkunden.

60 Jahre Museum Viadrina und die Reformation

viadrina04 kDer Thematik Kirche und Religion wurde im Zusammenhang mit der Frankfurter Stadtgeschichte in der Vergangenheit bereits in ganz verschiedener Weise Aufmerksamkeit geschenkt. Im 1905 gegründeten „Museum für Kunst und Wissenschaft zu Frankfurt an der Oder“ hatte die Museumsgesellschaft im sogenannten Linauhaus, Große Oderstraße 15, ein spezielles Angebot zu diesem Thema präsentiert. Im Blickfang des damals „Kirchenzimmer“ genannten Ausstellungsteiles befand sich ein Kanzelaltar aus dem Frühbarock. Dieser stammte aus dem Dorf Kuschern in der Neumark (heute in Polen: Kosarzyn). Weiterhin wurden wertvolle Holzplastiken und vasa sacra aus Frankfurter Goldschmiedewerkstätten gezeigt. 1957 kam es zur Wieder- bzw. Neugründung eines Museums in unserer Stadt. Die wertvollen Bestände und das Gebäude des alten Frankfurter Museums waren Opfer des Zweiten Weltkrieges geworden. Der Beginn des Aufbaus neuer Sammlungen war in der Nachkriegszeit sehr schwierig. In erster Linie waren es Bodenfunde, die beim Wiederaufbau Frankfurts zu Tage gefördert worden sind und Spenden von Frankfurter Bürgern. Dennoch waren die Verluste unermesslich. In den folgenden Jahrzehnten gab es lediglich im Zusammenhang mit der Darstellung der Universitätsgeschichte den Verweis auf die Reformation. Der eigentliche religiöse Umwälzungsprozess war kein Thema in der damaligen Dauerausstellung.


viadrina03 k1996 zeigte das Museum in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Stadtarchiv und der evangelischen Gertraud-Marienkirch-Gemeinde die Sonderausstellung „Die Reformation in Frankfurt (Oder)“. Dazu erschien ein kleiner Ausstellungskatalog. 1999 präsentierte das Museum die Sonderausstellung „Hundert Jahre katholische Kirche zum heiligen Kreuz und zur heiligen Rosenkranzkönigin“. In der neuen Dauerausstellung, die 2003 mit der Wiedereröffnung des sanierten und restaurierten Junkerhauses einherging, bekam das Thema religiöses Leben und die Reformation einen ganz neuen Stellenwert. Das geistig religiöse Leben im Mittelalter und das Geschehen um die Reformation im 16. Jahrhundert erhielten einen eigenen Ausstellungsabschnitt. Ebenso spielt dieses Thema im Bereich der Universitätsgeschichte eine entsprechende Rolle. Die Viadrina war anfänglich ein Gegenpart zu Luther und der Wittenberger Universität und wurde nach 1539/40 zu einem geistig-kulturellen Mittelpunkt der Reformation in Brandenburg. Die Sonderausstellung „Das Frankfurter Musikleben im Zeitalter der Reformation“ widmete sich im Zusammenhang mit dem Themenjahr „Der Himmel auf Erden. 1000 Jahre Christentum in Brandenburg“ der reichen Musikgeschichte im 16. und 17. Jahrhundert, die europaweit Ausstrahlung hatte.
2017, zum 500. Jahrestag der Reformation, der mit dem 60. Geburtstag des Museums Viadrina zusammen fällt, wird hier, an einem von drei Ausstellungsorten, das Thema Reformation umfassend dargestellt. Das betrifft sowohl die inhaltlich auf dem neuesten Forschungsstand beruhenden Erkenntnisse, als auch die Präsentation von hervorragenden Objekten. Im Haus selbst werden einige Bereiche der Dauerausstellung um wesentliche Aussagen zur Rolle Frankfurts am ausgehenden Mittelalter und zur Vorgeschichte zur Reformation erweitert. Schwerpunkt der eigentlichen Ausstellung ist der Wechselausstellungsbereich im Junkerhaus.
Cover des Ausstellungskatalogs „Reformation in Frankfurt (Oder)“ im Museum Viadrina 2006 – Foto: Museum Viadrina Museum Viadrina<br>Buchpresse Sophie Potente

Museum Viadrina
Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Straße 11
15230 Frankfurt (Oder)

Eintritt: 4,- € / Ermäßigt 2,- €

Sonderöffnungszeiten im Ausstellungszeitraum 05.Mai 2017 – 31. Oktober 2017:
Montag – Sonntag: 10:00 – 18:00 Uhr

„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“ Dieser bekannte Spruch wird dem Dominikanermönch Johann Tetzel zugeschrieben, der als bekanntester Ablassprediger der Geschichte gilt. Der Ablasshandel war ein wesentlicher Punkt in Martin Luthers Kritik an der Kirche. Die Angst vor dem Fegefeuer veranlasste die Menschen im Mittelalter sich gegen eine Geldspende Ablassbriefe zu kaufen, wodurch die Zeit im Fegefeuer verkürzt würde. Die Höhe der zu leistenden Summe hing dabei vom finanziellen Stand der Personen ab.

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Im Museum Viadrina haben Sie nun die Möglichkeit einen eigenen Ablassbrief zu erstellen. Schlüpfen Sie in die Rolle einer Bettlerin, eines Ritters oder eines Königs und gestehen Sie Ihre Sünden.

Gegen die Spende von 1,00 € können Sie Ihre ganz persönliche Ablassurkunde mit nach Hause nehmen.